
Jüdische Heilstätte Etania




Zeitdokumente
Geschichte
Im Jahre 1890 kam ein gewisser A. Hirsch als Patient nach Davos, wo er sich bald erholte und blieb. Er eröffnete eine kleine Pension mit sechs Fremdenbetten für gläubige Israeliten. Sie war sehr bescheiden und ohne Komfort. Seine Pension war stets besetzt, doch musste er zusehen, wie wohlhabende und entsprechend anspruchsvollere Juden gezwungen waren, sich in christlichen Hotels und Sanatorien niederzulassen, wo sie ihrer bisherigen rituellen Lebensweise nicht nachleben konnten.
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Er rief darum 1896 zur Gründung eines «Israelitischen Sanatoriums» auf und zur Zeichnung eines Kapitals von 200‘000 Franken. Das Gebäude sollte ob den Zünen beim Eingang ins Dischmatal errichtet werden. Der führende Bauunternehmer von damals, Adolf Baratelli, unterbreitete Pläne und einen Kostenvoranschlag; der vierstöckige Bau sollte auf 212‘000 Franken zu stehen kommen. Daraus wurde allerdings nichts. Offenbar erweiterte Hirsch seine Pension etwas und führte sie unter dem Namen «Internationales Sanatorium» weiter.
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Aus Zürich, wo eine starke jüdische Gemeinde mit weitreichenden Verbindungen und der nötigen Finanzkraft bestand, kamen 20 Jahre später die erfolgreichen Vorstösse zur Lösung des Problems. Der «Hilfsverein für unbemittelte jüdische Lungenkranke in Zürich» begann Patienten mit monatlichen Beiträgen zu unterstützen. Der Ruf nach einem Heim für jüdische Lungenkranke in Davos löste weite Zustimmung aus.
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An der Generalversammlung des Vereins 1917 wurde die Schaffung eines jüdischen Sanatoriums beschlossen. Träger der geplanten Heilstätte wurde der «Hilfsverein für jüdische Lungenkranke in der Schweiz». Als Objekt für eine Heilstätte fiel die Wahl auf das «Hotel Excelsior» und dessen Dépendence, die «Villa Waldheim». Der Erwerb kostete 575‘000 Franken.
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Am 18. Juni 1919 wurde das Haus feierlich eingeweiht.
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Ende 1919 verfügte das «Etania» bereits über alle nötigen medizinischen Einrichtungen, insbesondere eine moderne Röntgenabteilung.
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Im folgenden Jahr wurde die «Villa Waldheim»“ zu einer Kinderheilstätte ausgebaut.
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Der Hilfsverein zählte 1926 rund 400 Mitglieder und war damit die grösste jüdische Organisation in der Schweiz, er konnte die Heilstätte durch alle Schwierigkeiten tragen. Die Weltwirtschaftskrise und der Sieg der Nationalsozialisen in Deutschland brachte in den Dreissigerjahren erneut schwere Belastungen: Mehr und mehr erschienen ausländische Juden unangemeldet und völlig mittellos und verlangten Aufnahme im Etania.
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Nach 1950 war das «Etania» wegen der Erfolge der Medizin im Kampf gegen die Tuberkulose als Sanatorium nicht mehr nötig. Die Bezeichnung lautete nun «Jüdisches Heil- und Erholungszentrum». Regelmässig kamen jüdische Sommertouristen nach Davos. Sie suchten die Kühle in den Bergen, Gäste aus Israel schätzten auch die Ruhe und Sicherheit.
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Die Heilstätte «Etania» bestand bis 1991.
Heute
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Das «Etania» kann heute von Dezember bis April von Einzelpersonen, Familien und Gruppen als Unterkunft gebucht werden.
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Von April bis November wird es ausschliesslich an jüdische Gäste vermietet. Diese nutzen das «Etania» meist für Kuraufenthalte von Kindern mit Krankheiten und als Treffpunkt der Familien.
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Das Haus «Etania» ist ebenfalls als «Zentrum Haus Davos» bekannt.