Schulsanatorium Fridericianum
Zeitdokumente
Geschichte
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1876/77 weilte der preussisch-rheinländische Reformpädagoge, der Geheime Hofrath Dr. Hermann Perthes, in Davos zur Kur. Er entschloss sich, eine «Unterrichts- und Erziehungsanstalt» zu gründen und vorzugsweise Knaben und Jünglinge zu berücksichtigen, denen von ärztlicher Seite ein mehrjähriger Aufenthalt in Davos empfohlen wurde. In dankbarer Erinnerung an den Grossherzog und dessen Sohn, den späteren Friedrich II, wählte er für die Anstalt den Namen «Fridericianum».
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Die Schule wurde 1878 im «Haus Batava», das zur Kuranstalt von Willem Jan Holsboer gehörte, mit knapp 30 Schülern eröffnet.
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1880 erfolgte der Umzug in ein eigens erstelltes Gebäude an der Guggerbachstrasse 2. Vor allem der Grossherzog steuerte die finanziellen Mittel dazu bei.
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1882 übertrug Dr. Perthes Eigentum und Leitung der Schule an Heinrich Mühlhäusser (1854 -1913) und Ulrich Schaarschmidt (1849 - 1933). Perthes starb im selben Jahr in Bonn. Medizinisch betreut wurden das Schulsanatorium von Dr. Alexander Spengler, Dr. Lucius Spengler sowie Dr. Oswald Peters, die nicht nur die Aufnahmekriterien festlegten, sondern auch den Alltag der Zöglinge massgebend bestimmten.
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Ab 1909 fanden die Prüfungen für den sog. «Einjährigen-Freiwilligen Dienst» statt.
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Ab 1911 übernahmen Dr. Hugo Bach (1875-1954) und Pfarrer Bruno Rüdiger (1877-1956) Eigentum und Leitung des Instituts. Beide waren schon zuvor Lehrer am Institut gewesen und führten die Schule, die bald als «Alpines Pädagogium» bezeichnet wurde, bis 1945 gemeinsam.
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Ab 1919 konnte auch die allgemeine Hochschulreife am Fridericianum erlangt werden.
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Ab 1920 erhielt das «Fridericianum» vom Deutschen Auswärtigen Amt jährlich substantielle Unterstützung, die durch eine beträchtliche Anzahl Stipendien ergänzt wurde. Gleichzeitig stieg die Zahl der Schüler aus anderen Ländern und von Externen aus Davos. Aus diesem Grund suchte die Schulleitung um Anerkennung als kantonale Maturitätsschule nach.
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1924 erfolgte die Genehmigung durch den Kleinen Rat des Kantons Graubünden. Ein Jahr später wurde die Abschlussprüfung am «Fridericianum» dem Abschluss an den holländischen höheren Schulen gleichgestellt. Sie öffnete den Zugang zu holländischen Universitäten und den entsprechenden Staatsprüfungen.
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Vor und während des 1. Weltkrieges wurde eine ausgesprochen deutschnationale Gesinnung gefördert und vor allem von den Schülern gefordert.
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In der anschliessende Zeit des Nationalsozialismus waren die beiden Direktoren, Bach und Rüdiger, weder blinde nationalsozialistische Überzeugungstäter noch blosse Anpasser. Auf den ideologischen Werthaltungen ihrer Generation basierend, wollten sie ihr Lebenswerk, das «Fridericianum», retten. Der Schulbetrieb wurde auf die Vorgaben der deutschen Institutionen ausgerichtet wurde. Hitlerjugend und «Bund deutscher Mädels» wurden wichtig, an bestimmten Tagen wehte die Hakenkreuzfahne auf den Schulgebäuden.
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1942 gelang der Verkauf der Schule an das deutsche Auswärtige Amt, allerdings unter dem Deckmantel einer gemeinnützigen Organisation schweizerischen Rechts.
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Mit dem 8. Mai 1945, dem Tag der Kapitulation Deutschlands, war auch das Schicksal des «Pädagogium Fridericianum» besiegelt.
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Am 23. September 1945 genehmigten die Davoser Stimmbürger mit 818 gegen 94 Stimmen (Stimmbeteiligung 59 %) die Gründung einer Davoser Mittelschule im Rechtsgewand einer Stiftung. Die «Schweizerische Alpine Mittelschule Davos» (SAMD), eine öffentliche, konfessionell neutrale Schule war entstanden.
Heute
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Die SAMD ist heute die Mittelschule für die Landschaft Davos, das obere Prättigau und das Albulatal. Zur Schule gehört ein Internat, in dem Knaben und Mädchen aus der Schweiz und dem Ausland Unterkunft und intensive Betreuung finden.
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Rund 220 Schülerinnen und Schüler erhalten jährlich an der SAMD ihre Ausbildung im Gymnasium oder in der Handelsmittelschule mit Berufsmaturität und Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) Kaufmann/-frau. Die Maturitäts- und Berufsmaturitätsprüfungen sind eidgenössisch anerkannt und werden von eigenen Lehrern abgenommen.